| Pressemeldung | Nr. 203

Dankwort von Kardinal Karl Lehmann anlässlich der Überreichung der Martin-Luther-Medaille in der Marienkirche zu Berlin

Festgottesdienst in der St. Marienkirche am 31. Oktober 2016 in Berlin-Mitte

Es gilt das gesprochene Wort!

Verehrte Schwestern und Brüder in der Evangelischen Kirche Deutschlands  hier in der St. Marienkirche und am Bildschirm,
liebe Bischöfe, vor allem Sie, liebe Brüder Heinrich Bedford-Strohm und Markus Dröge,
hohe Festgemeinde,
liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

Im Reigen der Feiern zum Reformationsgedenken am 31. Oktober 2017 darf die gerade erfolgte Verleihung der Luther-Medaille zum ersten Mal an einen Katholiken, dazu noch einen Bischof und Kardinal, gewiss als ein außerordentliches, symbolträchtiges Ereignis verstanden werden. Es zeigt allen, dass wir 2016/17 – bei aller Treue zu unserer Herkunft – dieses „Jubiläum“ mit anderen und neuen Akzenten begehen.

Es ist ein wichtiger Anstoß, dass wir uns darüber besinnen, welchen Weg wir – besonders in den letzten 50 Jahren – miteinander im Sinne eines tieferen Verständnisses und einer wachsenden Aussöhnung gehen durften, ohne dass wir den weiteren Weg vor uns unterschätzen. Ich verstehe deswegen die Verleihung dieses Zeichens als eine kräftige Ermutigung zum beherzten Weitergehen auf unserem Weg zu einer immer größeren Einheit der Kirche Jesu Christi.

Wir haben viel erreicht, wenn ich mich vergleichsweise an die Zeit der Anfänge meines Lebensweges erinnere. Obgleich ich aus einer katholischen Familie und auch so geprägten Region komme, hat mich schon als Bub die Situation der Menschen in den bekenntnisverschiedenen Ehen, besonders vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil, immer wieder angerührt und bewegt. Im Theologiestudium entdeckte ich verheißungsvolle Hinweise für die Zukunft. Dies machte mir Mut, auf dem Fundament des mich tief prägenden Zweiten Vatikanischen Konzils in meiner Hochschullehrerzeit einen Lehrstuhl für Dogmatik und Ökumenische Theologie zu gründen. Seit bald 50 Jahren habe ich im Ökumenischen Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen mitgearbeitet und darin bis heute vielfache Verantwortung übernommen, als Mitglied, wissenschaftlicher Leiter und Vorsitzender von katholischer Seite. Viele andere Aufgaben im Lauf der Zeit kamen dazu.

Es gab wahre Fortschritte, manchmal auch Rückschläge. Aber heute darf ich sagen: Es hat sich gelohnt! Gehen wir mutig, wenn auch nüchtern im Auftrag unseres Herrn und im Vertrauen auf Gottes Geist voran. Dann haben wir auch gute Aussichten. Wir sind es unserer Zeit auch schon seit Langem schuldig.

Deswegen danke ich Ihnen über die persönliche Ehrung hinaus für dieses Zeichen der ökumenischen Ermutigung. Ich will dieser Aufgabe zum Wohl und Heil der Welt, solange es Gottes Wille ist, treu bleiben. Oder lassen Sie es mich noch besser mit Martin Luther sagen: „Wir armen Sünder bitten Dich und flehen Dich an. Du wollest durch den Heiligen Geist alles Zerstreute zusammenbringen, das Geteilte vereinen und ganz machen, wollest auch geben, dass wir uns zu Deiner Einigkeit wenden, Deine einzige, ewige Wahrheit suchen, von allem Zwiespalt lassen, auf dass wir eines Sinnes gerichtet seien auf Jesus Christus.“ (Betbüchlein, 1522, WA 10/2, S. 478)

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