| Pressemeldung | Nr. 092

Cusanuswerk feiert 60-jähriges Bestehen

Kardinal Marx und Bundestagspräsident Lammert würdigen Bischöfliche Studienförderung

Mit dem traditionellen Jahrestreffen von Stipendiaten und Altstipendiaten der Bischöflichen Studienförderung Cusanuswerk ist an diesem Wochenende in Eringerfeld bei Geseke der 60. Gründungstag des Cusanuswerkes gefeiert worden. In seiner Predigt während der Festmesse ermutigte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, die aktiven und ehemaligen Stipendiaten des Cusanuswerkes einen Glauben zu leben, der sich dem Denken stellt: „Vertrauen Sie darauf, das Glaube der denkt, zum Zukunftsprogramm der Welt gehört. Dieser Glaube ist anerkannt, wenn wir ihn überzeugend leben, wenn wir uns mit dem Glauben unseren Aufgaben stellen, sei es in Studium, Beruf, Politik oder Kirche.“ Glaube, der zum reinen Gefühl verkümmere und nicht inspirierend sei, werde kein Baustein für die Welt. „Ich habe die große Hoffnung, dass der christliche Glaube ein Potenzial für die Welt hat. Daran müssen Sie als Cusanerinnen und Cusaner mitbauen“, sagte Kardinal Marx.

Es sorge ihn, so Kardinal Marx, dass sich Stimmen weltweit mehrten, die Religion eher für das Problem in der Welt hielten als Religion als Teil der Lösung zu sehen. „Diskussionen um die Religion, was sie bedeutet und vom Menschen fordert, sind aktueller denn je. Der nächste Wahlkampf wird unter anderem um die Themen Identität und Sicherheit stattfinden. Wir müssen aufpassen, dass Religion nicht für diese Themen missbraucht oder instrumentalisiert wird. Religion muss der Ort des Bewusstseins bleiben, angenommen zu sein, zur Ruhe zu kommen, hineingeführt zu werden in die unendliche Größe Gottes“, sagte Kardinal Marx. Das Fest der Dreifaltigkeit an diesem Sonntag sei geradezu Ausdruck dessen, dass der Glaube denkend sein müsse, „ein Glaube, der sich der Herausforderung der Vernunft stellt und somit jede einseitige Instrumentalisierung ad absurdum führt.“ Das meine auch Papst Benedikt XVI., wenn er Religion als vernunftgeleitete Aufklärung bezeichne.

Kardinal Marx unterstrich in der Predigt, dass die im Alten und Neuen Testament vermittelte Weisheit von besonderer Bedeutung sei: „Die Verbindung von Gott und Mensch in der Verbindung der Weisheit ermöglicht vernünftiges Erkennen, sie gibt Anhaltspunkte, um zu verstehen, was wahr und falsch ist.“ Gott, das absolute Geheimnis, sei immer anders als die menschliche Vorstellung von Gott: „Und doch haben wir Anhaltspunkte, besonders im Antlitz Jesu Christi von Nazareth. Wir können nicht Zugang zu ihm durch unsere Mittel finden, sondern immer nur durch Gottes Handeln selbst“, sagte Kardinal Marx. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz forderte dazu auf, Religion nicht zu banalisieren: „Wir müssen Theologie auf das Denken unserer Zeit bringen und mit der Vernunft verknüpfen. Wir müssen Gott verstehen, damit er nicht missbraucht wird. Es kann nicht von Gott geredet werden, wenn wir nicht zugleich vom Schwachen und Bedürftigen reden.“

Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert, selbst ehemaliger Stipendiat des Cusanuswerkes, ermutigte in seinem Festvortrag die von der Bischöflichen Studienförderung ausgehende Innovationsfähigkeit in Kirche und Staat spürbar zu machen. „Immer wieder habe ich unter den Stipendiatinnen und Stipendiaten des Cusanuswerkes Aufbruch und Innovation erlebt. Das ist der Auftrag, dem das Werk auch heute gerecht werden muss“, so Lammert. Das Cusanuswerk stehe für eine professionelle Befassung mit wichtigen Bereichen in Kirche, Politik und Gesellschaft. „Diese Befassung soll nicht nur temporär, sondern dauerhaft sein, das zeichnet Vernetzung und Nachhaltigkeit aus. Netzwerke sollen aber nicht nur auf die persönliche Karriere ausgerichtet sein, sondern Probleme gemeinschaftlich angehen.“ Bundestagspräsident Lammert forderte im Zeichen einer christlichen Vernetzung verstärkte Anstrengungen im ökumenischen Gespräch: „Die Kirchenspaltung ist und bleibt inakzeptabel, besonders wenn es Stimmen gibt, die sagen, dass das Trennende wichtiger ist als das Verbindende.“ Die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils seien Schriften der Ermutigung und des Aufbruchs gewesen, an denen es sich auch heute zu orientieren gelte.

Der Direktor des Cusanuswerkes, Prof. Dr. Georg Braungart, dankte den deutschen Bischöfen für das Cusanuswerk, das seit sechs Jahrzehnten besonders begabte junge Menschen intellektuell und spirituell fördere: „Sie übernehmen Verantwortung in Kirche und Gesellschaft. So wirkt das Cusanuswerk für die katholische Kirche in Deutschland mit großer Nachhaltigkeit in alle Bereiche des Gemeinwesens hinein“, sagte Braungart.

Weihbischof Dr. Christoph Hegge (Münster), in der Deutschen Bischofskonferenz für das Cusanuswerk verantwortlich, würdigte das qualifizierte, beratende und geistliche Angebot: In 60 Jahren wurden 8.000 Studentinnen und Studenten gefördert. „Damit hat das Cusanuswerk junge Menschen in die Lage versetzt, in verantwortlichen Positionen die Gesellschaft aus dem katholischen Glauben heraus mit zu gestalten und zu prägen.“ In diesem Engagement des Cusanuswerkes werde zugleich sichtbar, was das Wesen der und die Sendung der Kirche ausmache: „Durch alle Getauften die Welt in den Blick zu nehmen, den Dialog mit der Gesellschaft aufzunehmen und auf der Höhe des aktuellen Zeit- und Geistesgeschehens mit den Menschen in einen Gottes-, Sinn- und Glaubensdiskurs einzutreten, so dass sich in der Art und Weise des dialogischen Geschehens selbst Christusbegegnung im Zu-Hören, Suchen und verstehen und schließlich auch im Zeugnis des eigenen Glaubens ereignen kann“, betonte Weihbischof Hegge.


Hintergrund

Die Bischöfliche Studienförderung Cusanuswerk ist das Begabtenförderungswerk der katholischen Kirche in Deutschland. Mit staatlichen, kirchlichen und privaten Zuwendungen hat das Cusanuswerk bereits mehr als 8.000 hochbegabte Studierende und Promovierende gefördert – ideell und finanziell. Cusanerinnen und Cusaner tragen mit fachlicher Exzellenz und herausragendem Engagement zum Gemeinwohl bei, ein Leben lang und vielfach in besonders verantwortungsvollen Positionen von Kirche und Gesellschaft, von Wissenschaft, Kultur, Politik und Wirtschaft. Das Cusanuswerk wurde 2015 von der European Foundation for Quality Management mit dem Zertifikat „EFQM Committed to Excellence – 2 star“ ausgezeichnet. Während des Jahrestreffens in Eringerfeld wurde erstmals der Ideenpreis des Cusanuswerkes, „Begabungen vernetzen – Kirche und Welt gestalten“, für herausragende Initiativen zur Vernetzung von aktiven und ehemaligen Stipendiatinnen und Stipendiaten verliehen.


Hinweis:

Informationen zum Jahrestreffen, dem 60-jährigen Jubiläum und dem Ideenpreis sind unter www.cusanuswerk.de verfügbar.