| Pressemeldung | Nr. 089

Bischof Feige spricht beim Empfang der evangelischen Kirche für Patriarch Bartholomaios

„Doppelte Verbundenheit in der Ökumene“

Anlässlich des heute beginnenden Deutschlandbesuchs des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios laden die Evangelische Kirche in Deutschland und die Württembergische Landeskirche im Alten Schloss zu Stuttgart zu einem Empfang. Der Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Gerhard Feige (Magdeburg), hat Patriarch Bartholomaios mit einem Grußwort willkommen geheißen. Wir dokumentieren den Wortlaut des Grußwortes.

Allheiligkeit!
Sehr geehrter Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, lieber Bruder Bedford-Strohm!
Sehr geehrter, lieber Landesbischof July!
Verehrter, lieber Metropolit Augoustinos!
Eminenzen! Exzellenzen!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich freue mich sehr, dass mir heute die ehrenvolle Aufgabe zukommt, im Namen der Deutschen Bischofskonferenz bei diesem Empfang anlässlich Ihres Besuches, verehrter Patriarch Bartholomaios, ein Grußwort an Sie und die versammelte Festgemeinde zu richten. Ich darf Ihnen, Allheiligkeit, die Grüße und Segenswünsche unseres Vorsitzenden Kardinal Reinhard Marx und meiner Mitbrüder in der Bischofskonferenz ausrichten und Ihnen auch persönlich meinen herzlichen Gruß entbieten.

Allheiligkeit, Sie kommen in einer Zeit nach Deutschland, in der unsere evangelischen Geschwister die Jubiläumsfeiern zum 500. Gedenktag des Beginns der Reformation begehen. Mit Ihrem Besuch bringen Sie zum Ausdruck, dass auch die Orthodoxe Kirche an diesem Gedenken Anteil nimmt und sich den evangelischen Mitchristen bei diesen Feiern verbunden weiß. Wenn Sie morgen die Ehrenpromotion durch die Evangelische Fakultät der Universität Tübingen erhalten, wird damit auch an die direkten Kontakte zwischen dem reformatorischen Tübinger Theologen und dem damaligen Ökumenischen Patriarchen Jeremias II. und an die wechselseitigen Beziehungen, die sich in den nachfolgenden Jahrhunderten entwickelt haben, erinnert.

Auch uns katholische Geschwister bewegen die Feierlichkeiten der evangelischen Brüder und Schwestern im Reformationsgedenkjahr 2017. Wir bringen unsere Mit-Freude zum Ausdruck, indem wir dieses besondere Jahr zum Anlass nehmen, gemeinsam Zeugnis von Christus und seiner Frohen Botschaft zu geben. Neu auf Christus hinweisen, das ist es, was Martin Luther wollte und was die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland motiviert hat, ihre gemeinsamen Initiativen zu 2017 unter das Motto des Christusfestes zu stellen. Unsere gemeinsame Vorbereitung begann im Herbst letzten Jahres mit einer Pilgerfahrt von Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland zu den Ursprungsorten des christlichen Glaubens im Heiligen Land. Es folgte eine gemeinsame Bibeltagung zur Rückbesinnung auf die Heilige Schrift als Quelle unseres Glaubens. In einem Buß- und Versöhnungsgottesdienst haben wir dann die leidvollen Erfahrungen der Vergangenheit vor Gott getragen, um Vergebung gebeten und sie einander geschenkt sowie uns zu Schritten auf dem weiteren Weg zu einer immer vollkommeneren Einheit verpflichtet. Im kommenden September werden wir bei einem Ökumenischen Fest in Bochum besonders die Herausforderungen, vor denen wir als Christen in der Gesellschaft stehen, in den Blick nehmen. Rückblickend kann ich sagen, dass wir vom Beginn der Lutherdekade bis heute eine bemerkenswerte Lerngeschichte von anfänglicher Unsicherheit und Skepsis hin zu einem wirklichen Miteinander durchlaufen haben. Dafür bin ich dankbar. Und das macht mich zuversichtlich, dass wir auch in den nächsten Monaten auf diesem Weg weiter vorankommen und die Ökumene gefestigt aus dem Jahr 2017 hervorgehen wird.

Allheiligkeit, Ihr Deutschlandbesuch im Reformationsgedenkjahr spricht dafür, dass diese positive Perspektive nicht nur für die katholisch-evangelische Ökumene, sondern darüber hinaus für die interkonfessionellen Beziehungen gilt. In dieser Hoffnung bestärkt mich auch, dass Sie, lieber Metropolit Augoustinos, als Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland in Ihrem Schreiben an den EKD-Ratsvorsitzenden die Idee des Christusfestes positiv aufgegriffen haben. Als Deutsche Bischofskonferenz stehen wir in guten und freundschaftlichen Beziehungen zur Evangelischen Kirche in Deutschland und ebenso zur Orthodoxen Kirche. In dieser doppelten Verbundenheit freue ich mich, Allheiligkeit, über Ihr Kommen. Es ist für mich ein weiteres Zeichen dafür, dass wir auf einem guten Weg zu einer immer tieferen Gemeinschaft sind. Dafür, dass wir in Deutschland gute Voraussetzungen für ein weiteres Vorankommen auf dem Weg zur vollen Einheit schaffen können, sei Ihnen, lieber Landesbischof Bedford-Strohm, und Ihnen, lieber Metropolit Augoustinos, stellvertretend für alle, die in Ihren Kirchen Verantwortung hierfür tragen, herzlich Dank gesagt.

Verehrter Patriarch Bartholomaios, kürzlich haben Sie in einem Vortrag an der Universität Fribourg gesagt, dass der Dialog „der Schlüssel der heutigen Theologie“ ist und damit konkret den zwischenkirchlichen Dialog, den Dialog unter den Religionen und den Dialog mit der heutigen Gesellschaft gemeint. „Der Dialog“ – so Ihre durch eine reiche Lebenserfahrung gedeckte These – „bereichert, und wer den Dialog verweigert, bleibt ärmer zurück.“ Gerade in jüngster Zeit müssen wir erfahren, dass dort, wo der Dialog verweigert wird und stattdessen Abschottung und Ausgrenzung herrschen, das Zusammenleben in Freiheit und Friede bedroht ist. Als Christen stehen wir vor der gemeinsamen Verantwortung, gegen alle Fundamentalismen und Nationalismen für einen offenen Dialog zu werben und uns aktiv in diesen Dialog einzubringen. Das schließt ein, dass wir als Christen durch unsere Art miteinander umzugehen ein Beispiel geben, wie Gemeinschaft auch bei weiter bestehenden Differenzen gelingen kann. Wir haben viel erreicht. Bleiben wir miteinander auf dem Weg, im Gehorsam gegenüber der Weisung Jesu an seine Jünger, eins zu sein, und im Dienst an der Gesellschaft.

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