| Pressemeldung | Nr. 040

Bischof Bätzing feiert ZDF-Fernsehgottesdienst

In der Katastrophe wird Zukunft geboren

Krise, Katastrophe und Kairos: Diese drei Worte kommen Bischof Dr. Georg Bätzing in den Sinn, wenn er auf die gegenwärtige Situation in Kirche und Gesellschaft blickt. Gesellschaftlich fordere Corona heraus und bedrohe Leben, Gesundheit, Freiheit und Gerechtigkeit. „Viel zu viele hat die Pandemie mittlerweile in die Katastrophe geführt. Sie haben liebe Menschen verloren, sind nach schwerer Erkrankung weiterhin beeinträchtigt, stehen vor dem wirtschaftlichen Ruin oder sind davon bedroht“, sagte der Bischof von Limburg und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz heute (14. März 2021) in Frankfurt. Der Gottesdienst wurde live aus der katholischen Kirche Frauenfrieden im ZDF übertragen.

Kirchlich zeigten sich schon lange Krisenphänomene. All die Getauften, die durch ihren Kirchenaustritt persönliche Distanz oder sehr dezidiert ihr Unverständnis über ausbleibende Reformen bekunden, sprächen hier Bände. „Kleine Gruppen vermeintlich besonders Kirchentreuer rufen zur selben Zeit die Katastrophe aus, wenn beim Synodalen Weg dringend notwendige Veränderungen diskutiert werden, damit die Frohe Botschaft von Jesus Christus Menschen von heute überhaupt wieder erreicht“, sagte Bischof Bätzing. Eine echte Katastrophe sei dagegen der jahrzehntelange institutionell vertuschte Missbrauch von Kindern in der Kirche. Menschen seien dadurch ihr Leben lang gezeichnet. Sexueller Missbrauch in der Kirche habe massenhaft Vertrauen zerstört und vielen die gute Ressource des Glaubens versperrt. „Jetzt ist die Zeit für Ehrlichkeit und Entschiedenheit im Umgang mit dieser dunklen, bis heute wirksamen Vergangenheit. Ich bin mir bewusst: Jetzt ist der Kairos, heute wird getan oder auch vertan, was dringend nötig ist“, stellte Bischof Bätzing klar.

Krise, Katastrophe und Kairos passten aber auch sehr gut zu den Texten des vierten Fastensonntags. Im Gespräch mit Nikodemus erinnere Jesus an die tiefe Krise des Gottesvolkes in der Wüstenzeit, nachdem es der Sklaverei Ägyptens entkommen war (vgl. Joh 3,14–21). Es werde deutlich, so der Bischof, dass Freiheit kostbar ist, aber dass ohne ein Mindestmaß an Sicherheit, Auskommen und guter Perspektive niemand wirklich zufrieden leben könne. „Große Entbehrungen über lange Zeit lassen die Stimmung kippen. Wieder einmal murren die Leute gegen Gott und gegen Mose. Perspektivlosigkeit ist tatsächlich Gift. Mutlose lassen den Kopf sinken, dann haben die Schlangen am Boden gute Angriffsfläche. Menschen brauchen ein Ziel vor Augen, um neu Vertrauen zu fassen“, erklärte Bischof Bätzing.

Das Buch der Chronik ende mit der Zeit des Exils im sechsten Jahrhundert vor Christus, das für das kleine Volk Juda eine große Katastrophe war. Das Volk habe den letzten Rest staatlicher Souveränität verloren, die Mauern Jerusalems seien niedergerissen, der Tempel verwüstet und der König verschleppt worden. Doch in der herausfordernden Zeit des Exils habe das Volk erkannt, dass es wahrhaftig nur einen Gott gebe. „Himmel und Erde und alles, was ist, hat er geschaffen. Nichts und niemand ist wie Gott. Und Gott ist gerecht und groß im Verzeihen. Er will, dass wir leben, wahrhaftig und liebevoll. Mitten in der Katastrophe wird Zukunft geboren, Leben aus dem Tod“, so der Bischof. Mitten in der Katastrophe wird Zukunft geboren. Davon sei auch Jesus überzeugt. Er suche nach denen, die sich ihm anschließen wollen, dem Licht zu folgen. „Ich muss mich entscheiden. Es liegt in unserer Hand, ihm zu folgen oder nicht. Der Zeitpunkt ist günstig, Kairos“, sagte Bischof Bätzing.


Hinweise:

Die Predigt von Bischof Dr. Georg Bätzing ist untenstehend als pdf-Datei verfügbar.

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