| Pressemeldung | Nr. 084

"Besiege das Böse durch das Gute!"

Zur Botschaft von Papst Johannes Paul II. zur Feier des Weltfriedenstages am 1. Januar 2005

Zu einem entschiedenen Engagement für einen dauerhaften Frieden in der Welt fordert Papst Johannes Paul II. in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag am 1. Januar 2005 auf. Unter dem Leitwort »Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute!« ermutigt der Papst zum Einsatz für das Gemeinwohl und für eine Verbesserung der entwicklungspolitischen Rahmenbedingungen. Gleichzeitig betont er, dass Gewalt inakzeptabel sei, wenn es um das Gut des Friedens gehe: »Gewalt zerstört das, was sie zu verteidigen vorgibt: die Würde, das Leben, die Freiheit des Menschen.«
Angesichts der Globalisierungsprozesse erinnert Papst Johannes Paul II. an das »Prinzip von der universalen Bestimmung der Güter der Erde«, die in den Dienst der vordringlichen Bedürfnisse aller Menschen gestellt werden müssen. Dazu gehörten heute auch verstärkt öffentliche Güter, wie das Rechtswesen, das Verteidigungssystem oder die Verkehrsinfrastruktur, die zunehmend globalen Charakter annehmen. Gemeinsame Interessen, wie die Armutsbekämpfung, die Suche nach Frieden und Sicherheit, der Umweltschutz und der Kampf gegen Krankheiten erforderten von der internationalen Gemeinschaft ein geeignetes Netz rechtlicher Vereinbarungen, inspiriert von den universalen Grundsätzen der Gerechtigkeit und Solidarität.
Der Papst bedauert, dass das Problem der Auslandsverschuldung der armen Länder trotz der in jüngster Zeit für den Schuldenerlass angelaufenen Mechanismen noch keine angemessene Lösung gefunden hat. Das einzig wirksame Mittel der Armutsbekämpfung bestehe »in der Bereitstellung der notwendigen Mittel an diese Länder, und zwar durch öffentliche und private Finanzierung von außen, die zu annehmbaren Bedingungen im Rahmen internationaler Handelsbeziehungen gewährt werden, die auf Fairness beruhen«. Hier bedürfe es dringend einer »moralischen und wirtschaftlichen Mobilisierung«. Ebenso sei es notwendig, »neuen Schwung in die Entwicklungshilfe der öffentlichen Hand zu bringen« und Vorschläge neuer Finanzierungsformen für die Entwicklung zu untersuchen. In diesem Zusammenhang erinnert der Papst auch an die zahlreichen katholischen Hilfs- und Entwicklungsorganisationen, die wertvolle Beiträge im Kampf gegen die Armut leisten.
Im Blick auf die Entwicklung des afrikanischen Kontinents fordert Papst Johannes Paul II. einen »radikal neuen Weg«: »Es müssen neue Formen der Solidarität auf bilateraler und multilateraler Ebene entstehen durch einen entschlossenen Einsatz aller und im vollen Bewusstsein, dass das Wohl der afrikanischen Völker eine unverzichtbare Voraussetzung für die Erreichung des universalen Gemeinwohls darstellt.« Nicht eingehaltene Versprechungen staatlicher Entwicklungshilfe, die drückende internationale Verschuldung vieler afrikanischer Länder sowie eine unzureichende Berücksichtigung dieser Länder in den internationalen Handelsbeziehungen stellten große Hindernisse für den Frieden dar, die dringend überwunden werden müssten. Das Bewusstsein der Interdependenz zwischen den reichen und den armen Ländern sei heute für die Verwirklichung des Friedens in der Welt entscheidend.
Ein wichtiger Beitrag zur Friedensförderung, so Papst Johannes Paul II., sei die Pflege des Gemeinwohls auf allen Ebenen, von der Familie bis zur Völkergemeinschaft. Das Gemeinwohl verlange die Achtung und Förderung der Person und ihrer Grundrechte sowie die Achtung und Förderung der Rechte der Nationen. Das Wohl der ganzen Menschheit »erfordert eine echte internationale Zusammenarbeit, zu der jedes Land seinen Beitrag leisten muss«, so der Papst. Alle Menschen seien durch eine Art »Weltbürgerschaft« verbunden, die ihnen Rechte und Pflichten verleihe. »Die Verurteilung von Rassismus, der Schutz von Minderhei¬ten, die Hilfe für Flüchtlinge und Asylanten, das Mobilisieren der internationalen Solidarität gegenüber allen Notleidenden sind nur konsequente Anwendungen des Prinzips der Weltbürgerschaft.«
Angesichts einer erschreckenden Ausweitung gesellschaftlicher und politischer Phänomene des Bösen erinnert Johannes Paul II. an die klare Verantwortlichkeit des Menschen. Das Böse sei keine anonyme Macht, »die kraft deterministischer und unpersönlicher Mechanismen in der Welt am Werk ist«, sondern habe immer »das Gesicht und den Namen von Männern und Frauen, die es aus freien Stücken wählen.« Letztlich bedeute das Böse, sich der Notwendigkeit der Liebe zu entziehen, während das sittlich Gute aus der Liebe erwachse und konsequent zu Ende gedacht zur Feindesliebe führe.
Das gemeinsame Erbe sittlicher Werte, das die Menschheitsfamilie von Gott selbst empfangen habe, verpflichte zu Respekt und zur Förderung des Lebens der Menschen und der Völker. Im Lichte dieser »Grammatik des allgemeinen Sittengesetzes« müssen »die Übel sozialer und politischer Art, von denen die Welt geplagt wird, vor allem die von Gewaltausbrüchen verursachten, mit Nachdruck angeprangert werden.« Mit Blick auf die Situation in Afrika und Palästina, auf das »tragische Phänomen terroristischer Gewalt« sowie »das Drama im Irak« fordert der Papst eine »echte Erziehungsarbeit zur Schulung des Gewissens« und eine Öffnung für den »Weitblick eines unverkürzten und solidarischen Humanismus«.
»Kein Mann, keine Frau guten Willens kann sich der Verpflichtung entziehen, für die Besiegung des Bösen durch das Gute zu kämpfen«, so Johannes Paul II. Die Hoffnung, die Jesus Christus den Menschen durch seinen Tod und seine Auferstehung geschenkt hat, und das feste Vertrauen auf die Möglichkeit, eine bessere Welt zu bauen, verleihe dem Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden immer wieder neuen Schwung.

Hinweis:
Der Titel der Papstbotschaft »Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute!« ist eine Aufforderung des heiligen Paulus im Römerbrief, Kapitel 12, Vers 21.


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