| Pressemeldung | Nr. 033

Benedikt XVI. veröffentlicht zweiten Band „Jesus von Nazareth“

Erzbischof Zollitsch: Eine große Summe der Theologie des Papstes

Heute erscheint in acht Sprachen der zweite Band des Buches „Jesus von Nazareth“ von Papst Benedikt XVI. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, hat das Buch in Frankfurt der Öffentlichkeit vorgestellt. Dabei bezeichnete er das Werk als „Fort­schreibung der großen Summe der Theologie dieses Papstes.“ Trotz seines hohen Amtes und seines aufopferungsvollen Dienstes gelinge Benedikt XVI. ein Geschenk für die Theologie und für die Menschen. Mit „Jesus von Nazareth“ habe der Papst einen Meilenstein geschaffen.

Wir dokumentieren im Folgenden die Vorstellung des Buches von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch.

Im Sommersemester 1967 hielt der junge Professor Joseph Ratzinger in Tübingen eine Vorlesungsreihe für die Hörer aller Fakultäten: Er hatte sich zum Ziel gesetzt, entlang des apostolischen Glaubensbekenntnisses eine „Einführung in das Christentum“ zu geben.

In der Einleitung zum zweiten Hauptteil hob Joseph Ratzinger deutlich hervor: „Mit dem zweiten Hauptstück des Credo geraten wir vor den eigentlichen Anstoß des Christlichen: Das Bekenntnis dazu, dass der Mensch Jesus , ein einzelner, der um das Jahr 30 in Palästina hingerichtet worden ist, der ‚Christus‘, der Erwählte Gottes, ja Gottes eigener Sohn, die Mitte und die Entscheidung aller menschlichen Geschichte sei.(1)“  Und er fährt fort: „Wir müssen langsam vorgehen. Wer war eigentlich Jesus von Nazareth? Wie verstand er sich?“

Für unseren christlichen Glauben sind dies in der Tat die entscheidenden Fragen. Nur wenn Jesus gelebt hat, nur wenn er tatsächlich Gottes Sohn ist, seine Liebe und sein Wort offenbart hat, nur wenn er für uns gestorben und nur wenn er wahrhaft auferstanden ist, hat er eine existentielle Bedeutung für uns. Wie kam es also zum Glauben an Jesus den Gottessohn, den Christus? Woher stammt der Glaube an seinen erlösenden Tod am Kreuz und seine Auferstehung? Wie verstand sich Jesus von Nazareth? Das sind die Fragen, auf die wir bereits im ersten Band „Jesus von Nazareth“, der sich mit dem Leben Jesu von seiner Taufe bis zur Verklärung beschäftigt, von Papst Benedikt zu Antworten geführt wurden.

Im zweiten Band geht es nun um die „entscheidenden Worte und Taten Jesu“, wie der Papst selbst schreibt. Es wird existentieller, weil es um die Frage der Auferstehung geht, die uns zentral berührt. Nur wenn die Auferstehung stattgefunden hat, ist Jesus als Sohn Gottes beglaubigt.

Dass sich der Glaube an Jesus als den Christus, den Sohn Gottes irgendwann in der jungen christlichen Gemeinde gebildet haben soll, ist für Papst Benedikt nicht plausibel. Vielmehr hat sich die Urgemeinde auf Zeugen verlassen, die sich ihrerseits auf Zeugen stützen und berufen. Dies reicht zurück bis zu den Jüngern, zu denjenigen, die Jesus persönlich gekannt und erlebt haben. Und sie waren schließlich die ersten, die zum Glauben an ihn gekommen sind, weil Jesus selbst ihnen in seinen Taten und Worten den Glauben vorgelebt hat: Jesus ist die Existenz unseres Glaubens. Der Auslöser ist also nicht nachösterliches Kerygma, nicht nachösterliche Verkündigung, sondern der historische Jesus von Nazareth selbst. Diese Behauptung zu belegen und für den Leser fruchtbar zu machen, ist das Grundanliegen Papst Benedikts – auch in seinem zweiten Band, der heute erscheint.

Dazu befragt er nicht nur die vier Evangelien, sondern die Heilige Schrift als Ganzes in ihrer uns heute bekannten Form. Er liest das Alte Testament im Blick auf das Neue und umgekehrt. Noch viel mehr als im ersten Band wird deutlich: Man kann Jesus Christus nur verstehen von seinen Wurzeln, vom Judentum her. Die Erträge der historisch-kritischen Forschung, der wissenschaftlichen Lektüre der Heiligen Schrift kennt und schätzt Papst Benedikt. Aber er erwartet von den Exegeten, dass sie die Bibel nicht nur auf einer rein philologischen Ebene analysieren, sondern dass sie helfen, die Evangelien so zu lesen und zu verstehen, wie sie geschrieben und überliefert wurden: aus der Perspektive des Glaubens. Ja, er fordert die Exegeten auf, wieder mehr Theologen zu sein, mehr von Gott zu reden. Dann ergibt sich ein stimmiges Bild Jesu als Sohn Gottes, konsequent hergeleitet aus der jüdischen Glaubensgeschichte und in ihr verortet.

Papst Benedikt will in Erinnerung rufen und glaubhaft belegen, was 2000 Jahre lang selbstverständlich war und es heute immer weniger wird: dass die Worte Jesu authentisches Wort Gottes sind, dass die Jünger dem Erlöser begegnet sind, dass die Auferstehung Jesu der Beginn einer neuen Nähe zwischen uns Menschen und Gott über Raum und Zeit hinweg bedeutet. Nur wenn das historisch real ist, greift der Glaube nicht ins Leere, nur dann hat unsere Hoffnung ein Fundament.

So versteht sich von selbst, dass es sich letztlich um ein geistliches und existentielles Buch handelt. Die unsicher werdende Gewissheit des Glaubens, die Zweifel des modernen Menschen will der Papst ernstnehmen und aufnehmen, damit „die innere Freundschaft mit Jesus, auf die doch alles ankommt“ (Band I, S. 11) lebendig wird; wie er bereits in seinem ersten Band schreibt. Er wendet sich an alle, „die Jesus begegnen und ihm glauben wollen“ (Band II, S. 14). Er bekennt sich selbst als Christ auf der „Suche nach dem Angesicht des Herrn“.

Der zweite Band des Jesus-Buches von Papst Benedikt ist die Fortschreibung der großen Summe der Theologie dieses Papstes. Ein Gelehrter spricht in diesem Buch zu uns, ein Theologe, wie er selbst sagt, nicht das Lehramt. Gerade das ist bemerkenswert: Trotz seines hohen Amtes und seines aufopferungsvollen Dienstes gelingt ihm ein Geschenk für die Theologie und für uns Menschen. Wer „Jesus von Nazareth“ liest, der begreift das Denken Joseph Ratzingers ebenso wie die Tiefe der christlichen Botschaft. Benedikt XVI. hat mit dem zweiten Band einen Meilenstein geschaffen. Ich hoffe und wünsche, dass dieser Band ebenso wie bereits der erste für möglichst viele Menschen Impuls und Anregung ist, sich mit dem christlichen Glauben auseinanderzusetzen, selbst die Heilige Schrift in die Hand zu nehmen und so Jesus von Nazareth näher zu kommen. Gerade für die Tage der österlichen Bußzeit, an deren Beginn wir stehen, kann das Jesus-Buch ein inspirierender Begleiter sein, der uns tiefer an Leben, Tod und Auferstehung Jesu Christi heranführt und uns das besser verstehen lässt, was wir in der Kar- und Osterwoche feiern. Wer das Buch von Papst Benedikt liest, wird auf jeder Seite feststellen, worum es ihm letztlich geht: Er ruft uns auf, Zeugen für Jesus Christus zu sein und in das Bekenntnis des Apostels Petrus einzustimmen, mit dem das Buch des Papstes endet: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt 16,16).


Fußnote:
(1) Joseph Ratzinger: Einführung in das Christentum, München 1968, 153.

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