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Beispiele für die Beschäftigung von ausländischen Arbeitskräften in Einrichtungen der Katholischen Kirche 1939 - 1945

Beispiele für die Beschäftigung von ausländischen Arbeitskräftenin Einrichtungen der Katholischen Kirche 1939 - 19451. Maristen-SchulbrüderBereits 1937 Schließung der Niederlassungen Mindelheim (Diözese Augsburg), Cham (Diözese Regensburg), Recklinghausen (Diözese Münster), Furth (Diözese Regensburg).Landwirtschaft und Brauerei der Maristen-Schulbrüder in Furth waren von der Diözese Regensburg gepachtet worden. In der Verwaltung dieser beiden Betriebe arbeitete ein Maristenbruder. Ein deutscher Verwaltungsmitarbeiter berichtet über ausländische Beschäftigte: Brauerei und Schreinerei: je ein französischer Kriegsgefangener Landwirtschaft: ca. 6 polnische Arbeiter (von der Gemeinde Furth zugewiesen) Alle fremden Arbeiter wohnten in einem Haus der Landwirtschaft und wurden regelmäßig am Wochenende entlohnt. Zwei der polnischen Arbeiter blieben auch nach Kriegsende im Betrieb tätig, haben geheiratet und waren bis zu ihrer Pensionierung bei den Maristen-Schulbrüdern beschäftigt (inzwischen verstorben).2. Kongregation der Dominikanerinnen zur Heiligen Maria Magdalena, Speyer6.4.1937: Mit Einführung der Gemeinschaftsschule zwangsweise Schließung der Volksschule und der Lehrerinnenbildungsanstalt, an der von 1923 bis 1931 Edith Stein Deutsch und Geschichte unterrichtet hatte.Mit Ablauf des Schuljahres 1937/38 Schließung sämtlicher vom Orden geführter Schulen: Mädchenlyzeum Ludwigshafen; Lyzeum, Handelsschule und Internat in Speyer; Schulen in Mannheim und Gemünd.13.04.1938 Enteignung ("unentgeltlich zur Verfügung gestellt")Auswanderung von 34 Schwestern nach Brasilien und Peru 1937/38.150 überwiegend ältere Schwestern bleiben im Mutterhaus in Speyer und verdienen ihren Lebensunterhalt mit Handarbeiten und Privatunterricht.1941 Verbot des Privatunterrichts.Ab Februar 1939 Übernahme der Verpflegung für verschiedene Betriebe in Speyer: zunächst 100 Mittagessen, 1945 über 1.000 Tagesverpflegungen, z. B. für Angestellte und Arbeiter, Kriegsgefangene, zivile Ostarbeiter, Soldaten, Flüchtlinge, Obdachlose und Kriegsversehrte (1943: 95.087 Mittagessen an Deutsche, 17.502 für Zivilfranzosen und 137.297 für Kriegsgefangene und Ostarbeiter).Zuweisung von 2 russischen Hilfen (für drei Wochen), einer Slowakin von Mai bis Dezember 1942 und 4 (später 5) Ukrainerinnen durch das Arbeitsamt, die im Kloster Kost und Verpflegung erhalten und wohl auch entlohnt werden.Zeitzeugen berichten von einem guten Verhältnis der Schwestern zu den Ukrainerinnen.Dezember 1942: Die Wehrmacht beschlagnahmt weitere Teile des Klosters für eine Heeresfachschule (Kriegsversehrtenlehrgänge). Die Lehrgangsteilnehmer wohnen im Kloster und müssen vom Kloster verpflegt werden.3. Comboni-Missionare101 der 155 Ordensmitglieder waren zur Wehrmacht eingezogen.Ellwangen: Das Missionsseminar wurde, um der drohenden Enteignung durch die Partei zu entgehen, am 18.9.1940 an eine Maschinenfabrik aus Wasseralfingen vermietet, die dort Rüstungsarbeiter unterbringen wollte. Zur Belegung kam es nicht, da das Seminar am 9.11.1940 beschlagnahmt und unter SS-Verwaltung gestellt wurde. Die SS hat das Missionsseminar am 21.4.1945 vor dem Abzug total zerstört.Ellwangen: Das Haus Josefsthal entging der Beschlagnahme, weil es für Umsiedlungszwecke als ungeeignet befunden wurde. Fast alle Ordensbrüder waren eingezogen, deshalb wurden gefangene Franzosen und Polen als Arbeiter eingestellt. Im Juli 1941 mietete eine Maschinenfabrik aus Wasseralfingen Räume zur Unterbringung von Rüstungsarbeitern an. Es waren 10-20 Ungarn, Rumänen und Serben, die auch von der Klosterküche verpflegt wurden. Am 19.4.1944 wurden Räume beschlagnahmt für ein Kinderlandverschickungslager.Bad Mergentheim:Das Seminar wurde vom Kultusministerium am 1.3.1940 geschlossen, jedoch nicht beschlagnahmt.Kloster Mellatz (Kreis Lindau): Im Schlafsaal der Zöglinge wurden am 24.4.1941 18 französische Kriegsgefangene untergebracht. Das Missionshaus bekam 2 Gefangene zugeteilt.4. Marienkrankenhaus Bergisch-GladbachDas Marienkrankenhaus stand in der Trägerschaft der Kirchengemeinde St. Laurentius. In staatlichen Akten ist 1943 von "neu errichteten Gebäuden des Krankenhauses wie Seuchenhaus und Baracke für Ostarbeiter" die Rede. Die wohl 1942 gebaute Baracke diente als "Unterkunft für kranke Ostarbeiter". Bei der Pflege dieser Menschen infizierten sich drei der im Krankenhaus diensttuenden Ordensschwestern an Flecktyphus und starben.Die Lohn- und Gehaltsbücher dieses Krankenhauses - mit Angaben von Name, Beruf, Geburtsdatum und Geburtsort, Beschäftigungszeitraum, Verdienst, Abzüge u. a. - enthalten Angaben über insgesamt 18 ausländische Zivilarbeiter zwischen November 1943 und Juni 1945, zumeist von Herbst/Winter 1944/45 bis April/Mai 1945, die aber nicht alle zur gleichen Zeit beschäftigt waren. Bei einigen ist der Status als Zwangsarbeiter aufgrund der Angabe "Ostarbeiter" sicher, bei anderen ergibt sich aufgrund von Namen und Herkunft eine weitgehende Sicherheit. Drei der Kräfte stammten aus Belgien, die übrigen 15 waren russischer, ukrainischer oder polnischer Herkunft. Offenbar wurden manche vorher, teils auch nachher in anderen Betrieben der weiteren Umgebung eingesetzt. In der Mehrzahl handelt es sich um Frauen, männliche Kräfte sind nur drei nachweisbar. Sofern das Lohnbuch Angaben macht, waren die Frauen in der Hauswirtschaft des Krankenhauses eingesetzt, einmal findet sich die Angabe Landgehilfin. Zwei der drei Männer arbeiteten in der Landwirtschaft bzw. als Polsterer. Ein Vergleich der Lohnzahlungen zeigt, dass die Zwangsarbeiter eine den deutschen Kräften vergleichbare Bezahlung erhielten.Über die von 1937 bis 1945 erhaltenen Patientenbücher ist nachweisbar, dass dieses Krankenhaus in Hunderten von Fällen kranke Zwangsarbeiter als Patienten behandelt hat.5. Benediktinerabtei Maria LaachVom 27.11.1940 an gab es 17 polnische Arbeitskräfte (zunächst als Kriegsgefangene mit militärischer Bewachung, ab 4.1.1941 als Zivilarbeiter mit größeren Freiheiten)Arbeitskräfte wurden entlohnt und sozial abgesichert (vgl. Lohnliste)In der Klosterküche waren Ursulinen-Schwestern aus Graz beschäftigt, die aus der Steiermark ausgewiesen worden waren. Sie wurden "von einigen Kräften aus dem Osten" unterstützt.Ein Benediktiner hielt trotz Strafdrohung (KZ-Einlieferung!) regelmäßig Gottesdienste für die ausländischen Mitarbeiter.Gegenüber Amerikanern, die die Abtei besetzt hatten, äußerten die ausländischen Arbeitskräfte sich lobend über ihre Behandlung von Seiten des Klosters. 6. Provinzialat der Missionsschwestern vom Kostbaren Blut, PaderbornLaut Chronik wurde vom 05.07.1940 bis Ende 1940 in einem Anbau des Missionshauses ein Lager für 15 polnische Kriegsgefangene eingerichtet, von denen zwei im Garten und in der Landwirtschaft des Missionshauses mitarbeiteten. Die Lohnbücher und Versicherungsnachweise von September 1940 bis September 1945 sind erhalten.Ende 1940 wird in den Räumen der früheren Haushaltsschule ein Lager für deutsche und italienische Arbeiter eingerichtet.Am 01.08.1944 holt einer der polnischen Arbeiter seine Frau und seinen 10-jährigen Sohn nach Paderborn. Frau L. hilft in der Waschküche mit. Die drei Fremdarbeiter erhalten neben freier Kost und Wohnung den ortsüblichen Lohn, den damals auch die deutschen Angestellten erhalten haben.7. Benediktinerabtei Münsterschwarzach170 Klosterbrüder waren zur Wehrmacht eingezogen. Aufhebung und Zwangsenteignung der Abtei mit allen Betrieben am 09.05.1941.Vor der Aufhebung: Beherbergung von Flüchtlingen in großem Umfang: 60 Männer von Pirmasens ab 04.09.1939; 70 Frauen und Kinder aus Blickweiler/Saar ab 05.12.1939. Laut Klosterchronik kamen am 22.11.1940 weitere 35 volksdeutsche Familien mit 349 Personen aus dem Dorf Ciucurowa (Umsiedler), die im Kloster untergebracht wurden und eine "willkommene Hilfe in den Wirtschaftsbetrieben der Abtei" waren.Nach der Aufhebung: Beschäftigung von 20 Volksdeutschen aus der Dobrudscha und 14 polnischen Landarbeitern (lt. Personalstandsliste vom 10.05.1941). Bei den Polen handelte es sich eindeutig nicht um Zwangsarbeiter, denn sie hatten keine Bewacher. Ein Pole wurde heimgeschickt, um weitere Arbeitskräfte zu holen. Sie sind erst nach Kriegsende (angeblich unter Zwang der Besatzungsmächte) in ihre Heimat zurückgekehrt.Nach Beginn des Russlandfeldzugs (22.06.1941) waren russische Kriegsgefangene unter strenger deutscher Bewachung zur Arbeit in der aufgehobenen Abtei eingesetzt. Da keine Unterlagen darüber existieren, lässt sich deren Anzahl und die Dauer des Einsatzes nicht ermitteln.

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