| Pressemeldung | Nr. 194

10-jähriges Jubiläum der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschlands

Bischof Mussinghoff: „Die Erinnerung an den 9. November 1938 ist für mich eine schmerzliche Erinnerung, die mich mit Scham erfüllt.“

Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff (Aachen) hat heute in Berlin an den 75. Jahrestag der Reichspogromnacht erinnert. Am 9. und 10. November 1938 wurden in Deutschland und Österreich Synagogen in Brand gesetzt, Juden aus ihren Häusern gezerrt, gedemütigt und deportiert. „In dieser Nacht begann“, so der Vorsitzende der Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum der Deutschen Bischofskonferenz, „die offene Verfolgung, die zur Ermordung von sechs Millionen Juden in Europa führte.“ Bischof Mussinghoff erinnerte an die mutigen Predigten des Berliner Dompropstes Bernhard Lichtenberg und fügte hinzu: „Doch es waren nur wenige Katholiken, die damals protestierten. Viele schauten weg. Andere haben sich sogar an den Verbrechen der Nationalsozialisten beteiligt. Die Erinnerung an den 9. November 1938 ist für mich eine schmerzliche Erinnerung, die mich mit Scham erfüllt.“

Die Shoah habe den Christen die Augen für die mörderischen Folgen einer Jahrhunderte währenden Judenverfolgung geöffnet. Auch wenn die katholische Kirche den rassischen Antisemitismus unmissverständlich verurteilt habe, müsse man aus heutiger Sicht doch erkennen, „dass auch der christliche Antijudaismus den kulturellen und gesellschaftlichen Boden bereitet hat, auf dem die Nationalsozialisten ihre rassisch motivierte Judenverfolgung ins Werk setzen konnten.“

Bischof Mussinghoff erinnerte daran, dass die katholische Kirche mit der Erklärung Nostra aetate des Zweiten Vatikanischen Konzils ihr Verhältnis zum Judentum grundlegend neu bestimmt habe. „Heute erkennen wir es deutlich: Man kann nicht den Gott Israels verehren und gleichzeitig das Volk Israel verachten. Deshalb kann ein Christ kein Antisemit sein. Deshalb sucht die Kirche den Dialog und die Freundschaft mit dem jüdischen Volk.“ In den vergangenen Jahrzehnten seien auf vielen Ebenen freundschaftliche Beziehungen zwischen Juden und Christen entstanden: „Papst Franziskus wirkt hier – wie schon sein Vorgänger – wegweisend für die ganze Kirche“, so Bischof Mussinghoff.

Mit Blick auf die aktuellen Debatten um die Beschneidung von Jungen und das Schächten von Tieren verwies Bischof Mussinghoff auf die grundlegende Bedeutung der Religionsfreiheit: „Religionsfreiheit ist nicht nur die Freiheit von Religion, sondern zunächst und vor allem die Freiheit, seine Religion zu praktizieren.“

Bischof Mussinghoff sprach beim Festakt zum 10-jährigen Jubiläum der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschlands (ORD), der 48 Rabbiner angehören. Die liberalen und konservativen Rabbinerinnen und Rabbiner sind in der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschlands (ARK) organisiert. Der Festakt fand im Rahmen eines Treffens der 1956 gegründeten Europäischen Rabbinerkonferenz statt, die erstmals in Deutschland tagte. Am Festakt nahmen auch die beiden neuen israelischen Oberrabbiner David Lau und Yitzchak Yosef, der neue britische Oberrabbiner Ephraim Mirvis und Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich teil.


Hinweis:

Das Grußwort von Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschlands finden Sie untenstehend zum Herunterladen.

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